Franz Schubert
* Wien, 31. Jänner 1797
† Wien, 19. November 1828
Sonate („Duo“) für Pianoforte und Violine, A-Dur, op.162/D 574
komponiert: Wien, August 1817
Uraufführung: 3. März 1864 Wien, Musikverein (I., Tuchlauben 12)
Erstausgabe: Diabelli, Wien, 1851
Nach den drei zwischen März und April 1816 entstandenen Sonaten (op.137/D 384, D 385, D 408), die in der Musikpraxis gerne verniedlichend als „Sonatinen“ bezeichnet werden, wandte sich Schubert schon im August 1817 wieder diesem Genre zu und schuf mit der A-Dur-Sonate ein Werk, das zwischen der häuslichen Intimität seiner Vorgänger und der transzendenten Virtuosität der beiden rund ein Jahrzehnt danach geschriebenen Werke (Rondeau brillant op.70/D 895 und Fantaisie op.159/D 934) die glückliche Mitte hält. Wie in D 385 und D 408 wählte Schubert auch für dieses Werk die Viersätzigkeit, die Beethoven mit seinen Opera 24 („Frühlingssonate“), 30/2 und 96 so glücklich in die Gattungsgeschichte eingeführt hatte. Die formal überaus schlicht gehaltenen Sätze sind durch eine Vielfalt motivischer Bezüge miteinander verbunden. Besonders originell (und ganz ohne Beethovensche Parallele) ist die tonale Dramaturgie mit einem an zweiter Stelle stehenden Scherzo in der Dominante (E-Dur) und einem Andantino in der Variantenparallele (C-Dur), wodurch sich zwischen diesen beiden Mittelsätzen ganz zwanglos das in der Romantik so geliebte Mediantverhältnis ergibt. Daß Schubert diese Beziehung auch noch durch das C-Dur-Trio des Scherzos betont, beweist einmal mehr, daß auch in solchen „Äußerlichkeiten“ niemals die Willkür, sondern immer eine organische Notwendigkeit regiert: Bis auf diese Ebene herab bestätigt sich also Novalis´ Feststellung: „Jedes Kunstwerk hat ein Ideal a priori, eine Notwendigkeit bei sich, da zu sein.“
© Claus-Christian Schuster